Chronik FA 79
Gründungsphase und erste Gehversuche
Das Jahr 1979. In England wird die „eiserne Lady“ Margareth Thatcher als erste Frau überhaupt Premierministerin, in Deutschland gründet sich aus einer Bürgerbewegung die Partei Die Grünen, Helmut Schmidt war Bundeskanzler, der HSV deutscher Meister und in Bottrop boomt der Tennissport. In den Vereinen gibt es lange Wartelisten, es werden teils recht hohe Aufnahmegebühren verlangt, einige Vereine gar stehen nur der Haute-Volee der Stadt offen. Da beschließen die Mitglieder der Betriebssportgruppe des Finanzamtes Helmut Dorow, Reinhard van Leuwen, Theo Latka, Elke Gruhlke und Hartmut Wendland einen eigenen Tennisverein zu gründen, um interessierten Sportlern den Weg in den „weißen Sport“ zu ermöglichen. „Wir wollten einfach eine weitere Möglichkeit schaffen, in Bottrop Tennis zu spielen“ erzählt der heute 79-Jährige Helmut Dorow, der auch bei der Gründung und Namensgebung des TC Waldfriede mitgewirkt hat. Für den Entwurf des Vereinswappens wurde der mittlerweile verstorbene Bottroper Künstler Heinz Voß gewonnen.
Wanderjahre und die Suche nach einem eigenen Vereinsgelände
Doch neben der Anfangseuphorie gab es auch viele Probleme zu lösen. So waren die Verantwortlichen lange auf der Suche nach einer geeigneten eigenen Platzanlage im Stadtgebiet. Dabei verschlug es die Bottroper sogar ins Sauerland, wo man mit dem Grafen von Nesselrode in Verhandlungen stand, der in Vonderort über Landbesitz verfügte. Da es weder zu einem positiven noch negativen Abschluss kam, fand sich 1988/89 durch die weitere Eigeninitiative der Vereinsführung um Theo Latka schließlich die Möglichkeit, ein Stück Land von Josef Steinhaus an der Vonderbergstraße in Vonderort zu pachten. Steinhaus hatte zuvor auf seinem Gelände einen eigenen privaten Tennisplatz errichtet und hatte ein offenes Ohr für die Situation des Vereins. So machte er es möglich, dass FA endlich einen festen Standort fand, der schon bald zu einer echten Heimat wurde.
Zuvor waren die rund hundert Mitglieder von FA auf die Kooperation mit anderen Vereinen wie dem TC Blau-Gelb Eigen oder Privatpersonen wie Willi Brauckmann angewiesen, die ihre Plätze für ein geringes Entgelt zur Verfügung stellten, so dass bereits in den Anfangsjahren eigene Clubmeisterschaften ausgetragen werden konnten.
Durch diese Wanderschaft verstärkte sich aber das Zusammengehörigkeitsgefühl der Mitglieder und es entwickelte sich das besondere familiäre Flair, was in großen Vereinen oft zu vermissen ist.
Bau des Clubhauses
Nach den ersten Jahren auf der eigenen Anlage und den provisorischen Hütten, in denen Geräte und Getränke gelagert und sich notdürftig umgezogen werden konnte, wurde 1997, ebenfalls unter Theo Latka, der Bau des heutigen Clubhauses realisiert. Hierbei leisteten die Mitglieder nicht nur einen großen finanziellen Beitrag, sondern packten auch ganz praktisch mit an. „Der Rohbau wurde von einer Firma gemacht, die Fliesen, die Installation der sanitären Einrichtungen oder der Bau der Deckenverkleidung wurde von Vereinsmitgliedern erledigt“ berichtet die gute Seele von FA, Dieter Piotrowski. Diese Arbeiten wurden teils unter abenteuerlichen Umständen realisiert. „Als wir die Decke verkleidet und die Lampen angebracht haben, haben wir als Arbeitsbühne Tische mit Schraubzwingen zusammen geschraubt, übereinander gestellt und dann darauf gearbeitet“, schmunzelt Piotrowski, der im Bauausschuss mit seinen Kollegen Peter Horns, Günter Worring, Alfred Kawik, Kalle Hoffmann und Helmut Dorow maßgeblichen Anteil an der Errichtung und Erhaltung der heutigen Anlage hat. Dass bei FA immer schon viel Herzblut dabei war, sieht man noch heute bei Helmut Dorow im Gespräch zu dieser Chronik, der sichtlich bewegt von den Anfangszeiten und dem Geleisteten erzählt: „Als ich beim Richtfest des Clubhauses auf Platz 1 stand; um Fotos von der Feier zu machen und die Mitglieder auf dem Gelände sah, musste ich vor Glück ein paar Tränen verdrücken.“
Der Bau des eigenen Clubhauses brachte dann noch einen weiteren Schub an Mitgliedern, deren Struktur sich durch eine bunte Mischung auszeichnet. FA-Mitglieder kommen aus Gelsenkirchen, Gladbeck, Dorsten, Oberhausen und Teilen Bottrops.
FA heute
Heute gehört der FA 79 fest zur Bottroper Tennislandschaft, auch, wenn viele mit dem kleinen Verein nichts anfangen können und immer noch denken, dass die Mitgliedschaft nur den Bediensteten des Finanzamtes vorbehalten ist. „Das ist natürlich völliger Unsinn. Von den heutigen Mitgliedern ist keiner mehr beim Finanzamt. Nur Gründungsmitglied Helmut Dorow hat dort bis zu seiner Pensionierung gearbeitet. Wir sind offen für alle, die Spaß am Tennis haben. Dabei ist ganz egal, woher die Leute kommen und wo sie arbeiten. Wir sind ein offener Tennisverein und wollen auch so wahrgenommen werden“, so der heutige erste Vorsitzende Jörg Sobotta. Und ein Blick in die Satzung verrät, dass auch schon zu Gründungszeiten FA für jedermann offen war.
Sportliches
Im Laufe der Jahre in der nun über 35-Jährigen Geschichte des Vereins kamen nach anfänglichen Startschwierigkeiten auch Stadt- oder Vizestadtmeister von der Vonderbergstraße. So konnten sich zum Beispiel Kristof und Sebastian Weinem, der auch in seiner Jugend schon bei FA spielte, die Einzeltitel in der Herren-B-Konkurrenz sichern. Bei ihren Auftritten wurden FA-Cracks immer von vielen Schlachtenbummlern unterstützt, was teilweise bei den gegnerischen Spielern für Verwunderung sorgt(e). In diesem Zusammenhang entstand sogar ein eigener FA-Song.
Und auch in den Medenspielen kann man an der Vonderbergstraße auf einige Erfolge und Aufstiege zurück blicken. Dabei muss man natürlich immer berücksichtigen, dass in einem kleinen Verein die Mittel begrenzt sind und vieles nur über den Zusammenhalt möglich ist. Daher sind die Leistungen der Herren 55 und der ersten und zweiten Mannschaft in den vergangenen Jahren nicht hoch genug zu bewerten. „Wir machen hier bei den Medenspielen alles selber: Kümmern uns um die Bälle, bereiten das Clubhaus und die Plätze vor, kümmern uns um’s Essen und die Getränke. Das ist für manche Spieler in anderen Vereinen undenkbar. Aber wir machen das gerne, es helfen alle mit. Das macht vielleicht auch etwas das Flair hier bei FA aus. Ich war in der Jugend parallel auch in großen Vereinen. Das hat mir aber nicht besonders gefallen, weil es hier einfach viel schöner ist“, erzählt Christian Gerbholz, Kapitän der ersten Herren. Und dieses Engagement kommt auch bei anderen Vereinen gut an. „Viele Gastmannschaften staunen, wie gut das hier alles funktioniert“, erzählt Gerbholz.